Was macht Rohkost zur idealen Ernährung für den Menschen?
Inhaltsverzeichnis
Was ist die ideale Ernährung des Menschen? Ideal in allen Facetten: Das Maximum an Energie. Strahlende Gesundheit. Die bestmögliche Immunabwehr.
Rohkost versucht eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Was ist Rohkost? #
Meine Definition von Rohkost lautet:
Wie bin ich zu dieser Definition gekommen und was bedeutet das konkret?
Verarbeitungsgrad #
Die zugrundeliege These ist: Durch die fortschreitende Verarbeitung eines Lebensmittels, wird dieses mehr und mehr entwertet. (Entwertet im Bezug auf seinen Nutzen für den menschlichen Organismus.)
Dazu schauen wir uns die verschiedenen Grade an Verarbeitung1 an:
natürliche Lebensmittel #
So wie es in der Natur vorkommt. Roh und unverarbeitet.
Beispiele:
- Mango vom Baum
- Rohmilch direkt von der Kuh
mechanisch veränderte Lebensmittel #
Eine mechanische Veränderung kann schon von harmlos bis sehr befremdlich reichen. Harmlos wäre es etwa eine Nuss aus seiner Schale zu befreien.
Früchte bei der Herstellung von Saft von ihren Ballaststoffen zu befreien ist dagegen schon ein starker Eingriff. Die Ballaststoffe haben ja einen Zweck. Sie halten dich davon ab zuviel Fruchtzucker zur dir zu nehmen, indem du irgendwann einfach nicht mehr von der Frucht essen kannst. Durch das Entfernen der Ballaststoffen hast du ein Produkt was sich trotz natürlichem Ursprungs nur noch wenig von einer Cola unterscheidet.
Beispiele:
- Öl wird aus Oliven gepresst
- Mehl wird aus Weizenkörnern gemahlen
- Saft wird aus Orangen gepresst
- Salat wird aus zerkleinertem Gemüse vermengt
- Walnuss wird geknackt und aus der Schale entfernt
fermentativ veränderte Lebensmittel #
Beispiele:
- Sauerkraut und Kimchi werden aus milchsauer aus Kohl fermentiert
- Bier wird aus fermentiertem Hopfen und Malz
erhitze Nahrungsmittel #
Beim Erhitzen gibt es den Grenzwert von 42°C. Alles was höheren Temperaturen ausgesetzt ist denaturiert signifikant. Natürlich hängt das Ausmaß des Schadens von der Temperatur und der Dauer der Erhitzung ab.
Ein signifikanter Anteil der Vitalstoffen wird durch das Erhitzen zerstört oder negativ beeinflusst.
Detaillierte Beschreibung zu den Veränderungen durch Hitze
… durch die Erhitzung [werden] die nahrungseigenen Fermente und die Aroma- und Duftstoffe vernichtet, der Vitamingehalt wird herabgesetzt, und das Verhältnis der einzelnen Vitamine untereinander wird wegen der unterschiedlichen Hitzeempfindlichkeit verschoben. Die Mineralsalze werden ausgelaugt, und auch hier wird infolge der unterschiedlichen Löslichkeit der einzelnen Salze das ursprüngliche Verhältnis der Mineralien zueinander verändert.2
Beispiele:
- Brot wird aus Mehl und Wasser geformt und im Ofen gebacken
- Kartoffeln werden in heißem Wasser gekocht
- Steak wird auf dem Grill gebraten
- Milch wird pasteurisiert (auf 65°C erhitzt)
konservierte Nahrungsmittel #
Beispiele:
- Früchten wird durch Trocknung das Wasser entzogen
- Kekse werden mit Konservierungsstoffen (auch Zucker) versehen
- Beef Jerky wird getrocknet und mit Salz gepökelt
- Früchte oder Milch werden zu Marmelade bzw. Kondensmilch eingekocht
- Thunfisch wird auf dem Fangschiff auf -8°C gefroren
präparierte Nahrungsmittel #
Beispiele:
- Margarine wird aus Wasser und Pflanzenfett kombiniert
- Fabrikzucker wird durch Säure- und Bleichebäder isoliert
- Schokoriegel wird aus Einzelteilen zusammengepresst
- Protein-Pulver wird aus mehren isolierten Vitamin zusammen gemischt
Zusammenfassung #
Mit jedem Grad der Verarbeitung entfernt sich das Lebensmittel mehr und mehr von seiner natürlichen Form.
Grundregel: Je mehr menschlichem Einfluss unterlegen, desto weniger nützlich.
Daraus folgt: Iss einen möglichst hohen Anteil deiner Nahrung roh und unverarbeitet. Vor diesem Rohkost Experiment habe ich auch schon danach gelebt, hatte also meinen Anteil an frischem schon deutlich erhöht.
Daraus folgt aber auch das unerhitztes Getreide und Rohmilch gut sind. Unter dem Gesichtspunkt der genetischen Anpassung komme ich nicht zu diesem Schluss.
Genetische Anpassung #
Evolution braucht seine Zeit. Vieles was heute an Nahrungsmitteln zur Verfügung steht, ist dem Menschen erst seit kurzem (in diesen Mengen) zugänglich.
- Unsere Vorfahren konnten schon Honig finden, aber nicht jeden Tag.
- Ein Nussmix kombiniert Früchte von Bäumen die geografisch getrennt und nicht zur selben Zeit erntbar waren.
- Es ist mühselig sich 100g Sonnenblumen-Kerne aus der Schale zu pulen. Mal ganz davon abgesehen, daraus ein Öl zu pressen.
Wenn wir Nahrungsmittel zu uns nehmen an die wir genetisch nicht angepasst sind, dann entstehen daraus für uns Nachteile: ein Mangel an Energie und Vitalität, Krankheiten, Verdauungsprobleme, ‘brain fog’, Glukose spikes, etc.
Zum Beispiel kann heute ein Mensch kann jeden Tag viel Honig essen. Als Konsequenz wird dieser relativ schnell Karies bekommen, weil der Mundraum und die Zähne nicht an den regelmäßigen Konsum von Unmengen an Honig angepasst sind. Über ein paar Millionen Jahre könnte sich der Mensch sicherlich an den Honigkonsum anpassen. Es ist denkbar, dass sich in der Entwicklung zum Honigfresser die Struktur und der Säuregehalt des Mundes, das Zahnbild, der Magen und Darm und viele weitere Faktoren optimal an Honig anpassen würden.
Woran ist der Mensch angepasst? #
Hier gibt nicht die klare Antwort. Ich schildere die für mich logische Auslegung. Man kann sicherlich zu einem leicht anderen Schluss kommen, vor allem je weiter in der Vergangenheit die Fakten liegen.
Entwicklung des Menschen #
Um die genetischen Anpassung eines Nahrungsmittels zu bewerten ist es sinnvoll seine Einführung in die Ernährung des Menschen im Kontext der gesamten menschlichen Entwicklung zu betrachten.
- Vor 3.7 Milliarden Jahren begann das Leben auf der Erde3
- Vor 300 Millionen Jahren spaltete sich die Erblinie der Säugetiere ab4
- Vor 66 Millionen Jahren spalteten sich die Primaten von den Säugetieren ab5
- Vor 3-5 Millionen Jahren spaltete sich der Mensch von den Primaten ab6
- Vor 1-1.8 Millionen Jahren hat der Mensch das Feuer gezähmt7
- Vor 10.000-12.000 Jahren wurde der Mensch sesshaft8
- Vor 200 Jahren wurde begonnen Essen industriell zu fertigen und verarbeiten
Es gibt verschiedene Grade der genetischen Anpassung, sowie ethnische und individuelle Differenzen. Generell lässt sich aber festhalten: Je mehr Zeit, desto besser angepasst.
Getreide und Milch #
Vor dem Neolithikum (vor 10.000 Jahren), als Jäger und Sammler, hatte der Mensch weder Zugang zu Getreide noch Milch. Getreidekörner mussten einzeln von Wildpflanzen gepickt werden. Die Gelegenheit ein wildes Muttertieren zu Melken kam sehr selten. Erst durch den Ackerbau und die Domestizierung von Tieren waren diese dem Menschen in großen Mengen zugänglich.
10.000 Jahre sind nicht genug Zeit um sich komplett genetisch an Getreide und Milch anzupassen. Eine signifikante Menge der Menschheit ist heutzutage noch laktose- oder glutenintolerant. Nur weil man Laktose und Gluten verträgt (= Einflüsse auszuhalten, ohne Schaden zu nehmen9), heißt das nicht, dass es einem gut tun. Wie man auch an den unerwünschten Nebeneffekten beobachten kann.10
Selbst wenn wir genetisch angepasst wären, gibt es zu Getreide und Milch noch andere Bedenken:
- Milch ist ein Industrieprodukt11 und darf in Deutschland nur pasteurisiert verkauft werden. Ggf. lasst sich Rohmilch direkt vom Erzeuger beziehen, um letzteres zu umgehen.
- Weizen ist eine auf Ertrag maximierte Zuchtpflanze. Dem kann man beikommen indem man Ursorten ein Emmer oder Einkorn verwendet.
- Mehl ist ein minderwertiges Produkt, außer man mahlt es selbst. Um “normales” Mehl lagerbar zu machen wird die äußere Schicht des Korns, welches einen Großteil der Vitalstoffen enthält, abgeschliffen12. Danach wird es auch noch pasteurisiert.
In der Praxis heißt das für mich:
- keine Milch
- Getreide nur roh in sehr kleinen Mengen, bevorzugt gekeimt und Ursorten
Gekochtes Essen #
Die kontrollierte Nutzung des Feuers ist biologisch gesehen auch noch nicht so lange her.
Ob hier eine genetische Anpassung vorliegt ist unklar. Vor der Erfindung von Töpferware im Neolithikum konnte Kochen nur in rustikalem Ausmaße stattfinden. Es wird keinen signifikanten Teil der Lebensmittelversorgung ausgemacht haben.
Mit der Kontrolle des Feuers geht auch nicht sofort das Erhitzen der Nahrung los.
Der Mensch hat sich über einen viel und nicht-vergleichbar längeren Zeitraum auf rohe Nahrung angepasst. Heute einen großen Anteil des Essens in gekochter Form zu uns zu nehmen ist aus meiner Perspektive gegen unsere Natur. Mal davon abgesehen das wichtige Vitalstoffe (Vitamine, etc.) abhanden kommen und schädliche Nebenprodukte13 entstehen.
Referenzen #
- Rohkost Wiki
- Unsere Nahrung - unser Schicksal - Max Otto Bruker
- The Sunfood Diet Success System - David Wolfe
- Menschennahrung - Arjuna
Siehe: Die Ordnung unser Nahrung nach Kollath. ↩︎
Duden: vertragen 1. a) ↩︎
Die Nebeneffekte sollte ich an dieser Stelle noch weiter beschreiben. Anekdotisch kann ich nennen: Bei Akne empfiehlt der Dermatologe keine Milchprodukte zu sich zu nehmen. Bücher wie Weizenwampe. ↩︎
Siehe die Dokumentation Food, Inc. und Der Murks mit der Milch - Max Otto Bruker. ↩︎
Die äußere Schicht enthält die guten Fette, führt aber auch dazu, dass das Mehl innerhalb von weniger als einem Monat schlecht wird. Stichwort: Auszugsmehl. Siehe auch Unsere Nahrung - unser Schicksal - Max Otto Bruker. ↩︎
AEGs (advanced glycation endproducts) entstehen unter anderem beim Kochen und führen Gewebeschäden, schnelleres Altern und Entzündungen herbei. ↩︎